Besser zu zweit

 

 

Noch immer hält sich das eine oder andere Vorurteil, dass alle Katzen Einzelgänger sind und keinen großen Wert auf artgenössische Gesellschaft legen. Sie schliefen den ganzen Tag und würden sich nicht am Alleinsein stören. Einen weiteren Artgenossen hinzuzuholen, würde nur Unruhe und Revierstreitigkeiten mit sich bringen. Auch Katzenkinder könnten ohne Probleme alleine aufwachsen, wenn man sich nur genug mit ihnen beschäftigt. Im Gegenzug dazu wären sie dann besonders fixiert auf ihren Menschen und ganz besonders anhänglich, wie man es sich immer von der perfekten Schmusekatze vorstellt.

Leider alles ziemlich überholt. Nur weil Katzen keine Rudeltiere sind, heißt es noch lange nicht, dass sie
keine Artgenossen zur Gesellschaft schätzen, von einigen Ausnahmen abgesehen. Ein Freigänger kann draußen diverse Kontakte pflegen, eine Wohnungskatze hat dazu leider keine Möglichkeit, wenn sie alleine gehalten wird. Sie hat zwar ihre Menschen, aber die können beim besten Willen keinen Artgenossen ersetzen. Auch weil immer mehr Menschen entweder Single und/oder voll berufstätig sind, ist eine Wohnungskatze zudem 8 - 10 Stunden am Tag auf sich alleine gestellt. Nicht, dass sie das nicht verkraften würde, aber sie langweilt sich ganz schön. Eine Katze möchte bis zu 4 Stunden am Tag spielen und beschäftigt sein! Wer hat als Vollbeschäftigter noch die Zeit und Energie dafür? Zumal kein Spielzeug so echt und aufregend sein kann wie ein Artgenosse! Auch der Mensch nicht, und wenn er sich alle Mühe der Welt gibt. Fangen spielen, kämpfen und sich danach versöhnlich gegenseitig zu putzen sind nur ein paar Beispiele dafür.

Man muss es einer Katze nicht unbedingt anmerken, wie sehr sie sich langweilt. Viele zeigen keinerlei Anzeichen dafür. Es kann sich allerdings auch u.a. in Protestpinkeln oder -kratzen äußern. So manche Unart ist nicht selten eine Reaktion auf absolute Langeweile.

Bei Katzenkindern fällt diese Tatsache noch mehr ins Gewicht. Besonders, wenn sie zu früh von der Mutter und den Geschwistern getrennt wurden und die notwendige Sozialisierung noch nicht abgeschlossen ist. Oft hat man - ob uneinsichtige Bauern, verantwortungslose oder unaufgeklärte Besitzer oder Notfälle aus dem Tierschutz - keine andere Wahl, als das Tierchen vor Ablauf der meist notwendigen 12 Wochen zu sich zu nehmen. Zum einen fehlt den Kleinen die notwendige Nestwärme, zum anderen die Mutter, die dem Nachwuchs seine Grenzen aufzeigt. Auch die Geschwister leisten dazu einen wertvollen Beitrag, raufen und kämpfen gehört zum Großwerden dazu und dämpft bei einer Niederlage den Übermut. Deswegen spricht in diesem Fall viel dafür, gleich zwei von den Rackern, idealerweise Wurfgeschwister, aufzunehmen, sofern noch keine andere Katze im Haushalt lebt. Kitten sind sehr lebhaft und wünschen, sofern sie nicht gerade schlafen, Unterhaltung zu jeder Uhrzeit. Auch ist es für den Menschen nicht einfach, ein Kitten artgerecht in die Schranken zu weisen, zu leicht kann man das Vertrauen zerstören z.B. durch eine ungeplant heftige Reaktion oder falsches Imitieren der Katzenmutter. Sie können leider nicht berücksichtigen, dass das Fell ihres Menschen um einiges dünner ist als das eines Artgenossen. Beim Bedürfnis nach Nähe, Zuwendung und Spiel kennen sie keine Uhrzeit, auch dieses wird leider oft als Unart ausgelegt, welche es zu bekämpfen gilt, wird so ein Kleines in Einzelhaltung gehalten. Kleine Katzen sollten nie alleine in der Wohnung gehalten werden. Zum Glück haben das schon die meisten Tierschutzorganisationen und Züchter erkannt und geben den süßen Nachwuchs erst gar nicht in ´´Einzelhaft´´ ab.

Dem Schmusebedürfnis dem Menschen gegenüber tut ein Artgenosse keinen übrigens keinen Abbruch. Wer nur eine Katze möchte, sollte lieber ein erwachsenes Tier adoptieren, das keine Artgenossen kennt oder sich nicht mit ihnen verträgt. Beim Tierschutz warten immer solche Fellbündel auf einen liebevollen Einzelplatz!

Und kleine Wirbelwinde nimmt man...besser zu zweit!