Chemotherapie bei Katzen 

 

 
 
Auch bei Tieren ist eine Behandlung gegen Krebs möglich...und ich kann jetzt traurigerweise aus eigener Erfahrung darüber berichten.
 
 
Leider wurde bei Minnie im Oktober 2016 ein malignes Lymphom festgestellt. Sie litt unter Durchfall, Erbrechen.und magerte innerhalb kurzer Zeit stark ab. Zuerst wurde ein Magen-Darm-Infekt vermutet, dann bei ausbleibender dauerhafter Verbesserung eine Magenschleimhautentzündung. Da auch das Röntgenbild weitere Unklarheiten aufwarf, wurde sie zur weiteren Diagnostik in die Tierklinik überwiesen und das Ultraschall zeigte leider Veränderungen im Darm an, die sich während der OP als sehr wahrscheinlich bösartig herausstellten.
Die Entfernung des betroffenen Darmabschnitts hat sie auf jeden Fall erst mal gut überstanden. Die Diagnose war für mich ein ziemlicher Schock, auch weil ich innerhalb von Sekunden am Telefon entscheiden musste, ob die Operation fortgesetzt werden soll, oder sie eben...noch auf dem Op-Tisch erlöst werden sollte. Da mein kleines Mäuschen schon immer eine Kämpferin war, habe ich es nicht übers Herz gebracht, sie wegen Geld und einer schlechteren Prognose einschläfern zu lassen. Sie hatte noch vorher auf ihre Medikamente super angesprochen und war lebhaft und aufgeweckt!
 
Die Biopsie ergab, dass es sich zwar - wie schon befürchtet - um einen bösartigen Gesellen handelt, dieser aber gut medikamentös zu behandeln sei. Ich habe mich entschlossen,  diesen Versuch zu wagen und hoffe, dass ich mit einem Erfahrungsbericht auch weiteren Tierhaltern bei einer Entscheidung helfen kann.
 
Diese Seite ist absolut im Anfangsstadium und wird dementsprechend öfter überarbeitet und ergänzt. Minnie bekommt eine Chemotherapie mit den Wirkstoffen Chlorambucil (Leukeran) und Prednisolon. Die ersten 14 Tage, in denen sie täglich Leukeran bekam, hat sie gut überstanden und auch die Blutwerte geben keinen Anlass zur Besorgnis.
 
Jetzt bekommt sie alle zwei Tage eine Tablette Leukeran und weiterhin täglich eine halbe Tablette Prednisolon. Dazu noch Omeprazol - das sind sog. Protonenpumpenhemmer, die die Produktion von Magensäure reduzieren-und zweimal täglich 0.5 ml Emeprid gegen Übelkeit und Erbrechen. Von der Darmoperation hat sie sich prima erholt und frisst mittlerweile mit guten Appetit, was sie auch dringend nötig hat. Nebenwirkungen der Medikamente sind zum Glück und zur Zeit absolut gering, was aber auch daran liegt, dass eine Chemotherapie bei Tieren niedriger dosiert wird.
 
Was die Kosten betrifft - billig ist das Ganze leider nicht. Da hören etliche hundert Euro den Schlag nicht, wobei schon ein nicht unbeachtlicher Teil für die Diagnostik entsteht. Der grösste Brocken sind die nötigen Laboruntersuchungen und Leukeran, Kosten für die restlichen Medikamente sind zum Glück aber sehr niedrig. Hier lässt sich aber keine generelle Aussage treffen, da sich die Therapie nach der Krebsart richtet. In Minnies Fall besteht die Chemotherapie aus der reinen Verabreichung von Tabletten, die mit etwas Übung sehr gut zuhause durchführbar ist. Leukeran muss ich in der Apotheke vorbestellen, klappt aber problemlos...ein tierärztliches Rezept für ein Krebsmedikament bekommt man nicht alle Tage zu Gesicht und man ist dann dort automatisch bekannt wie ein bunter Hund ;)
Omeprazol* und Prednisolon lassen sich sogar super im Futter verstecken. Emeprid wird als Saft mit einer Spritze aufgezogen und ins Mäulchen gespritzt. Nur Leukeran muss ich direkt und nüchtern als ganze Tablette verabreichen, mit Hilfe eines Tablettengebers** und Einmalhandschuhen als Schutzmaßnahme. Eine Garantie für den Erfolg einer Behandlung gibt es nicht, das muss einem natürlich klar sein. Die Tabletteneinnahme findet Minnie natürlich nicht besonders toll,  ist aber relativ kurz und schmerzlos - wo wir schon beim nächsten Punkt wären, nämlich...
 
 
"Meinst du, das ist richtig, dem Tier das anzutun?"
 
 
Diese Frage muss man sich zwangsläufig mehr als einmal anhören und natürlich ist sie auch berechtigt. Aber auch hier kann man keine generelle Aussage treffen, es kommt auf den Einzelfall an. Die Diagnose Krebs muss nicht unbedingt ein baldiges Todesurteil sein. Wenn sich eine Krebsart*** gut behandeln lässt, die Katze die Medikamente verträgt und auch sonst bei relativ gutem Allgemeinbefinden ist, halte ich es keinesfalls für unnötige Quälerei. Minnie ist nicht meine erste Katze und bin auch noch nie an einen Tierarzt geraten, der Hemmungen hatte, mir zu sagen, wenn eine Behandlung keinen Sinn mehr hat. Mein Katerle hatte einen inoperablen Tumor, der auf die inneren Organe gedrückt hat. Dem armen Kerlchen hat man angesehen, dass weitere Behandlungen nur eine Verlängerung der Qualen wären und ich habe ihn dann erlösen lassen. Er hat heute seinen Ehrenplatz bei den Sternenkatzen.
 
Und so antworte ich auch auf entsprechende Fragen, auch wenn ich manchmal einfach nichts dazu sagen möchte, weil für mich die ganze Situation alles andere als einfach ist. Aber Minnie fordert wieder ihr Futter und ihre Streicheleinheiten ein. Sie erbricht nicht mehr ihr Futter und hat auch keinen Durchfall mehr, seit ich ihr die Schonkost selbst zubereite. Ich hoffe, das bleibt auch so!
 
Und nun gibt es auch die ersten Updates!
 
21.November 2016
 
Minnie wurde heute untersucht und gewogen. Sie hat seit ihrer OP 500g zugenommen, das meiste in den letzten vier Wochen, seit dem ich ihr ihre Schonkost selbst zubereite. Zuletzt wurde sämtliches Diätfutter als "Majestätsbeleidigung" von Prinzessin befunden und mit Nichtbeachtung gestraft. Supplementiert wird die selbstzubereitete Kost mit Felini Complete, welches auch für Kochfutter geeignet ist. Ich kann die Selbstzubereitung von Schonkost (Magen-Darm-Probleme oder generelle Futterunverträglichkeiten sind heutzutage keine Seltenheit) nur empfehlen, man weiß, was drin ist und das Abmessen von Felini ist wirklich kinderleicht. Ich füttere die Fleischsorten getrennt, was die Verträglichkeit erhöht. Die käuflichen Schonfutter gibt es fast nur mit Geflügel und Reis, mageres Rind wird von Minnie aber auch gut vertragen und sorgt für Abwechslung. Ich bin mir sicher, sie ist nicht die einzige der vielen tausend Prinzessinnen und Prinzen, welche ihr Personal futtertechnisch gut im Griff haben!
Ausserdem möchte ich nicht, dass Getreide und Zucker im Futter enthalten sind, da Tumorzellen Kohlenhydrate  als Energiequelle bevorzugen - auch nicht als Ausnahme. Deswegen sind Trofu und Leckerlies komplett gestrichen, getrocknete Hühnerbruststreifen aus 100% Fleisch ausgenommen.
 
27.11.2016
 
Minnie frisst weiterhin mit gutem Appetit. Die empfohlene Menge von 130g Fleisch am Tag hält sie eindeutig für einen schlechten Witz. Aber sie darf ruhig noch etwas zulegen.
 
24.12.2016
 
Es ist Weihnachten, mein Mäuschen ist immer noch bei mir und flitzt durch die Wohnung. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen!
 
5.1.2017
 
Kontrolluntersuchung in der Tierklinik. Minnie hat weiter zugenommen und wiegt jetzt 3,7 Kilo. Das sind satte 1,3 Kilo mehr als ihr niedrigstes Gewicht. Ihre Medikamente verträgt sie weiterhin gut, die Behandlung geht weiter.
 
16.2 2018
 
Leider musste ich heute meine kleine Maus wegen Gelbsucht gehen lassen.Ich bin aber trotzdem  froh, dass sie doch noch so lange bei mir bleiben durfte. Schlaf gut, mein kleines Engelchen! 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
*Bei Omeprazol handelt es sich in diesem Fall um 20mg Steckkapseln, die man rezeptfrei in der Apotheke bekommt. Ob eine Einnahme bei Magenproblemen sinnvoll ist, sollte man aber unbedingt mit dem Tierarzt absprechen und sich am besten gleich die Dosierung ausrechnen lassen. Die Kapseln werden geöffnet, die magensaftresistenten Mikrokügelchen gezählt und entsprechend aufgeteilt. Bei Omeprazol Heumann sind das z.B. 100 Kügelchen pro Kapsel, welche sich sogar noch leichter als Globuli unters Futter oder ins Leckerlie mogeln lassen.
 
**Den Tablettengeber habe ich von der Tierklinik, ist aber auch im Internet bestellbar oder in der Tierhandlung erhältlich. Ich finde ihn sehr praktisch, da kann Minnie noch so sehr die Zähne zusammenbeißen, das Ding geht sicher rein.
 
***Bei Minnie wurde ein kleinzelliges Lymphom diagnostiziert. Es ist bösartig, zählt aber zu den weniger aggressiven Krebsarten. Da es auf eine Chemotherapie gut anspricht, wurde diese Behandlung von tierärztlicher Seite sogar ausdrücklich vorgeschlagen.