Fledermaustollwut

Wissenswertes um Vorkommen, Verbreitung und Ansteckungsgefahr

 

Zuerst einmal: Unsere einheimischen Fledermäuse sind allesamt Insektenfresser, keine Blutsauger. Sie greifen normalerweise weder Menschen noch Tiere an, höchstens um sich zu wehren, wenn sie von Tieren oder unerfahrenen Menschen festgehalten bzw. flugunfähig aufgenommen werden.

Unsere Fledermäuse sind vom Aussterben bedroht und streng artengeschützt. Sie spielen eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem. Fledermäuse leben in Höhlen, Stollen und Bäumen, nicht selten in nahem Kontakt mit Menschen, in deren Häusern sie in Kellern, Dachstühlen und Verschalungen Quartier beziehen. Naher Kontakt ist aber noch lange kein Grund zur Besorgnis um die eigene Gesundheit. Panik über ein in letzter Zeit gemeldetes vermehrtes Vorkommen von Fledermaustollwut und die damit (assoziierte) verbundene Ansteckungsgefahr ist nicht nötig.

 

Was ist das Besondere an der Fledermaustollwut?

Die Fledermaustollwut ist nicht gleichzusetzen mit der allseits bekannten und gefürchteten Wild- und Haustiertollwut (terrestrische Tollwut), welche durch das Rabies-Virus übertragen wird. In Europa tragen infizierte Fledermäuse EBL-Viren (European Bat Lyssa Viren 1+2), also andere Genotypen aus der Gattung der Lyssaviren und sind damit eigenständige, von der Wildtollwut abzugrenzende Krankheitserreger. Womit die europäische Fledermaus demzufolge nicht an der Verbreitung der Wildtollwut beteiligt ist. Bis jetzt wurde an Wildtieren nur ein Steinmarder gefunden, der sich mit einem EBL-Virus infiziert hatte. Hauptüberträger der Wildtollwut sind in Europa nach wie vor Füchse.

 

Wie weit ist die Fledermaustollwut verbreitet?

Insgesamt wurden von 1954 bis 2006 831 Fälle von Fledermaustollwut in Europa nachgewiesen, davon über 90% Prozent in Dänemark, den Niederlanden, Deutschland und Polen. Auf Deutschland fallen 196 Nachweise an Fledermaustollwut, konzentriert im norddeutschen Raum. Die südlichsten Falle traten in Aachen, Merseburg. Görlitz, weitere in St.Augustin und im Saarland auf. In anderen Gebieten wurden bislang keine Fälle nachgewiesen.

 

Wie viele Krankheits- bzw. Todesfälle gibt es durch die Fledermaustollwut?

Sehr wenige. 1970 starb in Südafrika ein Mensch nach einem Fledermausbiss, im Oktober 1985 ein Schweizer Biologe. Bislang sind in Europa nur 4 Fälle von Fledermaustollwuterkrankungen, die durch die EBL-1 und EBL-2 Viren verursacht wurden, bekannt. Der jüngste Fall betraf einen Wildbiologen aus Schottland, der im November 2002 an einer EBL-2 Infektion verstarb.
An Haustieren haben sich bis jetzt nur bekanntlich in Frankreich eine Hauskatze und in Dänemark ein Schaf mit Fledermaustollwut infiziert. Die Katze hatte eine erkrankte Fledermaus erbeutet.

 

Wie kann man sich vor der Krankheit schützen?

Menschen mit seltenem oder keinem direkten Kontakt zu Fledermäusen ( auch Quartierbesitzer) haben kein erhöhtes Risiko, weshalb es keiner besonderen Schutzmassnahmen bedarf. Nur das Anfassen der Tiere und die damit verbundene Bissgefahr stellt ein Risiko dar. Eine Schutzimpfung gegen Tollwut wird nur gefährdeten Personen, die in direktem oder häufigen Kontakt mit Fledermäusen stehen, empfohlen. Die Tollwutimpfung besteht aus drei nacheinanderfolgenden Injektionen an den Tagen 0, 7 und 21 (oder 28)* mit einem inaktivierten Impfstoff. Danach muss der Schutz alle 2-5 Jahre aufgefrischt werden, für sehr gefährdete Personen ist eine regelmässige Titerkontrolle sinnvoll. Auch nach einem Biss oder einer Verletzung ist bei ungeimpften Personen eine nachträgliche (postexpositionelle) Impfung und ggf. zusätzliche Behandlung mit einem Immunglobulinserum möglich.

Haustiere werden weiterhin mit der üblichen Tollwutimpfung geschützt. Grundimmunisierung und Auffrischung richten sich nach den Angaben des Impfstoffherstellers.

 

*Herstellerangabe für Rabipur von Novartis-Behring